Wie die meisten bereits aus meinem letzten Beitrag wissen, befinde ich mich zur Zeit mit Ausgangssperre in der Provinz von Buenos Aires. Man hofft, durch die allgemeine Ausgangssperre die weitere Verbreitung von Corona in den Griff bekommen wird. Erst vor kurzem wurde das Thema Corona hier in Südamerika wirklich relevant.
Als ich das erste Mal von Corona gehört habe, muss ich gestehen, habe ich es auch belächelt. Wenn ich die letzten Jahre zurückblicke gab es immer wieder Aufschreie wegen Schweinegrippe (A/H1N1), Sars (schweres akutes respiratorisches Syndrom) oder eben auch der Vogelgrippe – ohne, dass die meisten wirklich davon betroffen waren. Oftmals stehe ich im allgemeinen den Medien auch kritisch gegenüber, weil vieles einfach endlos aufgepuscht wird und dann doch nur heiße Luft ist… Inzwischen glaube ich aber, dass mit Corona ein ernsthaftes Problem in unsere Welt getreten ist und wir die weitere Ausbreitung durch Ausgangsbeschränkungen usw. vermeiden müssen…
Während sich die Situation in Deutschland immer weiter zugespitzt hat, hatte ich immer regen Kontakt zu Familie und Freunden nach Deutschland. Hier wurden mir einige Informationen zugetragen, über die ich wirklich nur den Kopf schütteln kann. Ich dachte, Deutschland sei ein kultiviertes Land mit einem hohen Bildungsniveau – aber inzwischen bin ich mir da nicht mehr so sicher… Auch wenn mein Blog eigentlich von Reisen und Fotografie handelt, muss ich zu diesem Thema einfach meine Meinung sagen…
Natürlich sehe ich es auch so, dass ich mit meinen 33 Jahren noch jung und stark bin und selbst wenn mich Corona erwischen sollte (was ich natürlich zu vermeiden versuche) – kann es mir wahrscheinlich nicht viel antun. Glücklicherweise gehöre ich zu keiner Risikogruppe und muss mir deswegen keinen großen Kopf machen. Jedenfalls nicht um mich – das heißt aber nicht, dass ich mir keine Sorgen mache. Denn selbst wenn es mir nichts ausmacht, wäre ich bei einer Infektion Träger vom Virus und würde andere damit infizieren.
Menschen, deren Körper vielleicht nicht so stark ist… Menschen mit Vorerkrankungen… Menschen, die schon älter sind und deswegen anfälliger oder eben Kinder. Ich kann es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren durch verantwortungsloses Verhalten einen anderen Menschen zu infizieren und vielleicht sogar ein Leben auf dem Gewissen zu haben. Kannst du es? Ich glaube nicht!
Nachfolgend gehe ich auf drei sehr kritische Dinge ein, die mir immer wieder zu Ohren gekommen sind und über die ich nur mit dem Kopf schütteln kann. Wie kann ein Mensch mit einem gesunden Menschenverstand so handeln:
Warum höre ich dann immer wieder, dass in Deutschland Corona-Parties gefeiert werden? Es geht mir nicht in den Kopf. Selbst wenn du dich noch gut fühlst, könntest du bereits Träger dieses Virus sein und andere infizieren. Abgesehen davon ist es kein Spaß mehr… Und was feiert man eigentlich auf einer Corona-Party? Würfelt man aus, wer als nächstes infiziert ist? Stößt man darauf an, dass nun alle Betten im Krankenhaus belegt sind? Kann mir das jemand erklären?
Bei einem Blick auf Italien sollte einem eigentlich schnell klar werden, dass dies kein Spaß mehr ist. Die Lage ist ernst… Todernst… Wenn man liest, dass die Krankenhäuser so überfüllt sind, dass das Personal entscheiden muss, welchen Patienten sie ans Beatmungsgerät hängen und wen sie sterben lassen… Alleine bei dem Gedanken läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter. Ich möchte nicht in deren Haut stecken. Ich bin überzeugt, dass diese Personen die hier jeden Tag zwischen Tod und Leben entscheiden ihr Leben lang daran zu knabbern haben werden. In der aktuellen Situation können sie nur handeln, aber wenn die Ruhe danach einkehrt, dann werden sie sich sicherlich so manche Vorwürfe machen… ob diese oder jene Person wirklich hätte sterben müssen… und ähnliches…
Wir können wirklich von Glück reden, dass die Situation in Deutschland (soweit ich weiß) noch nicht das Ausmaß wie in Italien erreicht hat. Aber die Krankenhäuser sind zwar, meines Wissens, noch nicht so voll und die Anzahl der Infizierten steigt stetig. Hast du schon einmal in die besorgten Gesichter von Leuten geschaut, die Angehörige in Italien haben, welche von der Corona-Welle betroffen sind? Ich schon und auch wenn ich keine Details kenne – diese Gesichter haben Bände gesprochen…
Es spricht ja absolut nichts dagegen, sich für die eventuell zu erwartende (inzwischen teilweise eingetretene) Ausgangsbeschränkung einen Vorrat anzulegen. Wenn man beim Wocheneinkauf eine Packung Nudeln mehr oder eine Packung Toilettenpapier extra kauft, das ist ja vollkommen in Ordnung. Aber die Ausmaße, die das in Deutschland annimmt sind für mich absolut nicht nachvollziehbar. Ich habe von Fällen gehört, die einen Vorrat für ein halbes Jahr angelegt haben – What the F***!
Ich persönlich finde es ja schon die Hölle, wenn ich kurz vor Weihnachten zum Einkaufen muss. Die Menschenmassen beim Einkaufen kann ich gar nicht ab… Am Freitag den 13. März wurde mir von mehreren Leuten berichtet, dass beim Einkaufen mehr Andrang war, als vor Weihnachten. Es muss ein totales Einkaufschaos gewesen sein – ich verstehe nur den Hintergrund nicht… Ja, Corona greift um sich – aber es werden nicht alle Supermärkte geschlossen. Die Grundversorgung bleibt doch bestehen – also was soll diese Panik?
An diesem Tag war doch tatsächlich (fast ?) im ganzen Ort das Toilettenpapier ausverkauft. Ein Phänomen das ich sowieso nicht verstehe… Warum kauft man Einkaufswagenweise Klopapier? Das kann man nicht essen, damit kann man sich nur den Hintern abputzen… Ich habe auch im Internet schon Videos gesehen, bei dem eine neue Palette Toilettenpapier in den Supermarkt gefahren wird und sich die Leute darauf stürzen… Irgendwie ist es ja schon wieder lustig (gerade beim Toilettenpapier)… aber habt ihr mal über die Auswirkung nachgedacht – wenn manche Produkte komplett ausverkauft sind?
Die Masseneinkäufe bewirken, dass bestimmte Produkte zeitweise ausverkauft sind. Dies bewirkt wiederum, dass jemand der vor einem ausverkauften Regal steht, das nächste Mal eine größere Anzahl mitnimmt, wodurch das Produkt womöglich wieder ausverkauft ist usw… Die Gier geht einfach mit den Menschen durch, die Angst zu kurz zu kommen. Dabei ist in Deutschland kein Grund dafür vorhanden. Verursacht ist dies in der Regel nicht durch Lieferschwierigkeiten sondern einfach durch den Einkaufswahn… Und letztendlich stellt dies auch ein Risiko für die anderen Mitmenschen dar…
Ich habe eine sehr gute Freundin in Deutschland, deren Vater sehr krank ist. Bereits seit Weihnachten hängt sein Leben am seidenen Faden. Aufgrund von Corona wurde seine OP verschoben… Er bekommt derzeit Dialyse und darf nur eine bestimmte Diätnahrung zu sich nehmen. Diese Diät beinhaltet unter anderem Nudeln… Das Problem ist, aufgrund der Hamsterkäufe sind sowohl die Nudeln, als auch einige andere Lebensmittel die er überhaupt noch essen kann, überall ausverkauft. Da er keine andere Nahrung zu sich nehmen darf, musste meine Freundin in 3 unterschiedliche Läden gehen um die Nudeln kaufen zu können…
Das Problem, das ich hierin sehe, ist nicht unbedingt nur der Stress und die Rennerei – neben der Sorge um den kranken Papa. Das größere Problem ist, dass ihr Vater stark angeschlagen ist und sie durch diese Sucherei nach den notwendigen Lebensmitteln das Risiko eingehen muss, sich selbst zu infizieren und ihren Papa damit anzustecken… Eine Ansteckung mit Corona würde er wohl nicht überleben…
Ich hoffe, dass ich mit dieser kleinen Geschichte aus meinem Freundeskreis verdeutlichen konnte, warum die Masseneinkäufe anderen Menschen wirklich schaden kann. Sie hat sich nicht nur darüber ausgeheult, dass Nudeln und andere Lebensmittel fehlen. Ihre Apothekerin hat ihr ebenfalls mitgeteilt, dass die Rohstoffe für die lebensnotwendigen Medikamente ausgehen und sie bald Probleme haben werden diese bereit zu stellen. Darum bitte ich euch wirklich – zügelt euer Einkaufsverhalten. Es ist genug für alle da – wenn vernünftig gekauft und nicht gehortet wird.
Mir ist noch ein weiteres Phänomen zu Ohren gekommen, dass ich zuerst überhaupt nicht glauben konnte… Es gibt wirklich Menschen die sich den makaberen Scherz erlauben, auf der Straße fremde Menschen bewusst anzuhusten oder anzuniesen und zu behaupten sie hätten Corona… Was ist bitteschön daran lustig, andere in Todesangst zu versetzen? Ist diesen Leuten überhaupt bewusst, was sie damit anrichten? Wahrscheinlich nicht im geringsten…
Eine Person, die vermutet sich mit Corona infiziert zu haben, wird erstmal nicht mehr ruhig schlafen können, bis sie sicher weiß ob sie infiziert ist oder nicht… Ein anderes Problem ist aber auch die Angst seine Mitmenschen anzustecken, wenn man vielleicht infiziert ist.
Mit so etwas ist definitiv nicht zu Spaßen – das hat nichts mit einem Scherz zu tun… Das löst bei den betroffenen regelrecht Angst und Panik aus… und ich verstehe nicht, wie man das lustig finden kann…
Mit diesem Artikel möchte ich an den gesunden Menschenverstand appellieren und darum bitten aufeinander Rücksicht zu nehmen. Die Lage bezüglich Corona ist schlimm genug und man muss sie durch solche Handlungen nicht noch weiter zuspitzen…
Keiner kann wirklich sagen, wann der Corona-Wahn endlich ein Ende hat. Jeder hofft, auf einen baldigen Ausgang und anstatt uns gegenseitig das Leben schwer zu machen, sollten wir lieber füreinander da sein und uns gegenseitig helfen soweit wir das eben können.
Ansonsten wünsche ich euch ein tapferes Durchstehen der Corona-Krise und wenn ich etwas vergessen habe darfst du es natürlich gerne in den Kommentaren posten. Egal, ob es Dinge sind, die dir gegen den Strich gehen oder wie man sich noch gegenseitig helfen kann. Ich bin für alle Anregungen offen…
Wir haben hier eine Ausgangssperre und nicht nur eine Ausgangsbeschränkung, die ich liebevoll Hausarrest nenne. Die Ausgangssperre hier ist bei weitem härter als in Deutschland. Wir dürfen nur zum Lebensmittelkauf, zum Medikamentenkauf oder um zur Arbeit zu kommen raus. Es fahren Polizeistreifen die das kontrollieren und wer sich nicht daran hält wird festgenommen oder das Fahrzeug konfisziert oder ähnliches. Hier wird richtig durchgegriffen…
Ich kam hier in Bunos Aires an, mit ein paar 5-Minuten Suppen und Kartoffelpüree aus der Tüte. Mein Notproviant sozusagen. Ich habe keine Hamsterkäufe gemacht – mein aktueller Vorrat beinhaltet 2 Tomaten, 6 Eier, eine halbe Packung Toast, eine Packung frische Pasta, eine große Kartoffel, etwas frischen Koriander und Gewürze und ich habe keine Angst zu verhungern 😉 Auch hier ist es möglich weiterhin Nahrung zu kaufen…
Ich gehe mit guten Beispiel voran und horte trotzdem keine Lebensmittel. 😉
P.S. Du möchtest wissen, wie es bei mir in Argentinien mit der Reise weiter geht? Dann schau dir doch meinen Blogbeitrag „Corona – Meine weitere Reiseplanung in Argentinien…“ an.
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